Dreierlei – Oktober 2022

Seit dem letzten Dreierlei im Februar dieses Jahres hat sich einiges getan. So ist an den Finanzmärkten die lang erwartete Zinswende eingetreten. Im letzten Newsletter habe ich noch die Frage aufgeworfen, ob die Negativzinsen in der Schweiz bald Geschichte sein werden. In der Zwischenzeit kann diese Frage (vorerst) mit Ja beantwortet werden. Das negative Zinsumfeld wurde in einem Tempo verlassen, wie es zuvor kaum ein Experte erwartet hatte. Während die Zinsen für Darlehen und Eigenheimfinanzierungen in letzter Zeit stark angestiegen sind, warten die Kundinnen und Kunden in der Schweiz sehnlichst darauf, dass sich nun auch die Verzinsung ihrer Spargelder weg von den historischen Tiefstständen bewegt. Die Banken haben die Preise für verschiedene Dienstleistungen in letzter Zeit zum Teil spürbar erhöht, doch mit dem Anheben der Spargeldverzinsung tun sich die meisten noch ziemlich schwer.

Neben der Zinswende wird auch die Annahme der AHV-Reform Ende September in die Geschichtsbücher eingehen. Nach zahlreichen Anläufen hat das Stimmvolk einigen Änderungen der ersten Säule zugestimmt. Was sich aufgrund dieses Abstimmungsentscheides für Sie ändert, erfahren Sie unter anderem in dieser Ausgabe. Zudem gehe ich auf den Hype rund um nachhaltiges Anlegen ein. Es gibt kaum ein Anlagefonds, der nicht mit einem ESG-Kürzel (ESG = Environment/Umwelt, Social/Gesellschaft und Governance/Unternehmensführung) lanciert wird. Den dritten Artikel widme ich der eingangs erwähnten Zinswende.

Dreierlei heisst die Publikation, die ich interessierten Lesern gerne zustelle. Damit informiere ich kurz und bündig über aktuelle Themen und gebe wertvolle Empfehlungen. Ich beschränke mich jeweils auf drei Themen – Dreierlei eben.

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Ausschnitt aus der Ausgabe Dreierlei – Oktober 2022

Der Schein trügt bei nachhaltigen Anlageprodukten

Trends sind uns allseits bekannt. Sei dies bei den Lebensmitteln, bei der Musik oder auch bei der Bekleidung. Doch Trends machen auch vor der Finanzbranche nicht halt. Immer wieder lancieren Banken und Vermögensverwalter themenbezogene Anlageprodukte, die ihrer Meinung nach im Trend liegen.

In den letzten Monaten und Jahren wurden vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit eine Vielzahl von Anlageprodukten lanciert. Das Resultat ist eine riesige Auswahl an entsprechenden Anlagevehikeln. Vor allem Produkte, die sogenannte ESG-Kriterien verfolgen, sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die Abkürzung ESG steht für Umwelt (Environment), Gesellschaft (Social) und Unternehmensführung (Governance). Es gibt kaum ein Finanzinstitut, das keine Anlagen mit einem ESG-Stempel anbietet. Dies ist auch nicht verwunderlich, wenn man weiss, dass die Finanzhäuser für solche Anlageprodukte vielfach höhere Gebühren verlangen.

Doch zunehmend kommt Kritik bezüglich des nachhaltigen Anlageangebots auf. Greenpeace hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben, die Erstaunliches hervorbrachte. Analysiert wurden 51 in der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fonds. Das Resultat zeigt, dass die Auswirkungen hinsichtlich der ESG-Kriterien Umwelt, Gesellschaft und Geschäftsführung bei den investierten Firmen nur minimal sind. Gemäss einer ebenfalls von Greenpeace in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage erwartet die Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger, dass eine nachhaltige Geldanlage mindestens klimaverträglich und somit im Einklang mit den Pariser Klimazielen sein soll. Gemäss der Umweltschutzorganisation konnte dies in der Studie bei den analysierten Fonds jedoch nicht nachgewiesen werden.

Der renommierte Vermögensverwalter Hinder hat sich erst kürzlich ausführlich der ESG-Thematik gewidmet. Hinder sieht die Ursachen, dass das nachhaltige Investieren (noch) nicht die gewünschte Wirkung entfaltet in der globalen Umsetzung. Statt Unternehmen einfach auszuschliessen, empfiehlt der Vermögensverwalter die Verbesserungen einer Firma in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung zu beachten. Dadurch würden Unternehmen gefördert, die sich einem Wandel zu nachhaltigem Wirtschaften verpflichtet haben. Gemäss Hinder führt dieser ESG-Hype sogar dazu, dass Produkte als nachhaltig bezeichnet werden, die inhaltlich einem herkömmlichen, normalen Anlageprodukt entsprechen würden. Es komme sogar vor, dass einfach der Name eines Fonds geändert wird, bei praktisch gleichem Inhalt.

Wenigstens fuhr man renditemässig mit einer Investition in nachhaltige Anlagen nicht schlechter als mit konventionellen Produkten. Aufgrund des Ausschlusses von Rohstoffen (z.B. Öl und Kohle) haben dieses Jahr die herkömmlichen Anlagen renditemässig jedoch besser abgeschnitten. Doch über mehrere Jahre betrachtet konnte je nach Markt durch das nachhaltige Anlegen bei höheren Kursschwankungen auch eine bessere Rendite erzielt werden.

Sollten sich in Ihrem Wertschriftendepot bereits nachhaltige Anlagen befinden oder werden Ihnen in nächster Zeit solche Produkte zum Kauf angeboten, dann lohnt es sich genauer hinzuschauen.

(Quellen: Hinder Asset Management News vom September 2022 / Studie der Schweizer Nachhaltigkeits-Ratingagentur Inrate im Auftrag von Greenpeace vom Juni 2021)