Die Sendung «Kassensturz» hat in der gestrigen Sendung über die Vermittlerprovisionen im Krankenkassenbereich berichtet. Sogenannt «unabhängige Berater» erhalten beim Abschluss einer Krankenkasse über Fr. 1’000. Auch der Verkauf von Grundversicherungen wird entsprechend honoriert. Ein solches Modell führt dazu, dass dem Kunden nicht das geeignetste und beste Produkt angeboten wird, sondern jenes, bei welchem der Berater am meisten verdient. Hier besteht ganz klar ein Interessenkonflikt des Beraters.
Herr Lorenz Hess, Verwaltungsratspräsident der Visana, versucht sich im Interview zu erklären. Bei gewissen Aussagen von ihm kann ich nur den Kopf schütteln. «Qualität muss schon gut sein. Denn wer die (Beratungs-)Qualität nicht erbringt, hat keinen Erfolg.» Da bin ich nicht gleicher Meinung. Oftmals erzählen die Berater einfach das Blaue vom Himmel und erwähnen nur das Positive. Nicht die Beratung steht dabei im Vordergrund, sondern der Verkauf und damit seine Vermittlungsprovision.
«Dass der Berater dort abschliesst, wo für ihn am meisten herauszuholen ist, ist klar.» Hier zeigt sich das Problem eindeutig. Dem Kunden wird einfach die Versicherung mit den höchsten Provisionen verkauft. Bedenklich finde ich, dass der Verwaltungsratspräsident der Visana sogar noch Verständnis für dieses Vorgehen hat.
Ich habe grundsätzlich nichts gegen das angewandte Modell, in welchem Vermittlungsprovisionen bezahlt werden. Verkaufen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Gesellschaft ihre eigenen Produkte, dann fallen ebenfalls Lohnkosten an. Ich fordere aber 100%ige Transparenz. Die Berater sollen dem Kunden zeigen müssen, was sie bei einem Abschluss verdienen. Wer dann mehrere Angebote vergleicht, sieht rasch, ob wirklich die passendste Versicherung empfohlen wird oder einfach diejenige mit den höchsten Provisionen.
Die gleiche Problematik besteht zudem auch in anderen Bereichen. Finanzberater kassieren oftmals Provisionen von mehreren tausend Franken für die Vermittlung von Lebensversicherungen oder Leibrenten. Ob das Produkt wirklich auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten ist, interessiert in der Praxis bei weitem nicht alle Berater. Hauptsache, der Verdienst stimmt.
Meine Tipps:
– Vergleichen Sie Angebote und holen Sie sich bei Unklarheiten eine Zweitmeinung ein, bevor Sie etwas unterschreiben.
– Fordern Sie von einem unabhängigen Finanzberater Transparenz. Er soll Ihnen offenlegen, was er für den bestimmten Produktverkauf verdient.
– Seien Sie kritisch! Erzählt Ihnen der Berater nur von Vorteilen und positiven Produkteigenschaften, dann ist Vorsicht angebracht.
Hier der Link zum Beitrag im «Kassensturz»: Visana treibt Provisions-Wahn auf die Spitze